Sprachanalyse

In der Sprache widerspiegelt sich unser Denken, unsere Gefühlswelt, unser Erleben und unsere sozialen Strukturen. Unsere Sprache ist somit eine wertvolle Datenquelle. Die Art wie wir uns äussern, kann Hinweise auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit geben. Beispielsweise wurden schon früh subtile Unterschiede im Sprachgebrauch von Depressiven und Nicht-Depressiven festgestellt. Dabei sind häufig nicht nur Unterschiede im Inhalt des Gesagten von Bedeutung (“was” gesagt wird), sondern zudem Unterschiede in der Art und Weise, also “wie” etwas gesagt wird.

Sprache kann anhand unterschiedlicher Methoden ausgewertet werden. Eine Möglichkeit bietet das von Pennebaker und Kollegen entwickelte computerbasierte Sprachanalyse- Programm «Linguistic Inquiry and Word Count» (LIWC). Das LIWC-Programm ermittelt in einem Text Worthäufigkeiten und ordnet diese verschiedenen Kategorien zu. Der Sozialpsychologe James W. Pennebaker entwickelte das LIWC aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Expressiven Schreiben, einer Schreibintervention zur Bewältigung von emotionalen Belastungen. Das Interesse lag damals auf den Versuchsteilnehmenden, die durch das expressive Schreiben eine Besserung ihres Zustandes erwirkten. Diese Verbesserungen gingen einher mit Veränderungen der sprachlichen Merkmale ihrer Schriften. Inzwischen wird die quantitative Sprachanalyse in vielen verschiedenen Bereichen angewendet, wie beispielsweise in der Analyse von politischen Reden oder von Wahlkampfverhalten. Das LIWC-Diktionär wurde seither auch in viele verschiedene Sprachen übersetzt, unter anderem in Deutsch (DE-LIWC2015; Meier et al., 2019). Aus derselben Forschungsgruppe rund um Pennebaker stammt auch die «Meaning Extraction Method» («Meaning Extraction Helper» von Ryan Boyd). Diese Methode bezieht sich auf die Inhalte der Sprache. Aus einer Sammlung von Texten werden Inhaltswörter identifiziert, die in unterschiedlichen Texten häufig gemeinsam auftreten. Mithilfe von statistischen Methoden können aus den verschiedenen Texten gemeinsame Themen bestimmt werden. Diese Methode ermöglicht somit die Entdeckung von neuen Themen aus persönlichen Texten. Gleichzeitig kann geschaut werden, welche Themen bei welchen Personen häufig vorkommen.

Die auf dieser Webseite vorgestellte NOGA-Studie hat ihren Fokus auf solchen quantitativen Sprachanalysemethoden. Gerade wenn eine komplexe Thematik wie das gesunde Altern besser verstanden werden soll, bieten solche Ansätze gute Möglichkeiten, um aus individuellen Sichtweisen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir Einblicke aus diesen Analysen hier präsentieren.